Wiederaufbau

Am 21. März 1945 besetzten US-Amerikanische Truppen das Saargebiet und setzten damit der seit 1. März 1935 währenden Naziherrschaft an der Saar ein Ende.
Wenige Wochen später, am 10. Juli 1945 löste das französische Militär die US-Amerikaner als Besatzungsmacht ab. Am 30. August 1945 wurde Gilbert Grandval, Oberst der französischen Armee, von de Gaulle zum Militärgouverneur an der Saar ernannt. Der Wiederaufbau begann…

Inhaltsangabe
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    Die neue Synagogengemeinde nach dem Krieg

    In der Zeit, zwischen Kriegsende und 1946 kehrten die ersten saarländischen Juden, die bereits vor dem Holocaust im Saarland ansässig waren und in der Emigration überlebt hatten, aus dem Ausland zurück. Zeitgleich waren einige jüdische Displaced Persons mehr oder weniger zufällig im Saarland angelangt. Sie stammten aus osteuropäischen Ländern und waren ins Deutsche Reich verschleppt worden, um für die deutsche Kriegsindustrie zu arbeiten. 1945 waren sie aus Konzentrationslagern oder aus ihrer Zwangsarbeit befreit worden, konnten oder wollten aber nicht mehr in ihre Heimatländer (Polen, Russland, Ungarn, Rumänien) zurückkehren, weil dort der Antisemitismus noch zu gefährlich war und sie außerdem meistens ihre Angehörigen im Holocaust verloren hatten. Sie haben in Saarbrücken Kontakt zu einheimischen Juden gesucht und gefunden. Die zurückgekehrten ehemaligen Saarländer zusammen mit diesen jüdischen Displaced Persons gründeten am 2. Juni 1946 im kleinen Sitzungssaal des Saarbrücker Rathauses die „Jüdische Kultusgemeinde Saarbrücken“. Der Zuständigkeitsbereich dieser Gemeinde sollte in der Folge auf das gesamte Saargebiet ausgedehnt werden. Am 1. August 1946 stellte deshalb der inzwischen gewählte erste Vorstand der Gemeinde (Senatspräsident Alfred Levy als Vorsitzender, RA Gustav Levy und Dr. med. Carl-Joseph Ruben) an die Regierung den Antrag auf Bildung eines Synagogenbezirks für das gesamte Saargebiet. Diesem Verlangen wurde durch einen Erlass des Regierungspräsidenten Dr. Hans Neureuter mit Wirkung vom 1. August 1946 stattgegeben. Die bisherigen Einzel-Synagogengemeinden der Vorkriegszeit wurden demnach aufgelöst und die neugebildete „Synagogengemeinde Saar“ zu ihrer Rechtsnachfolgerin erklärt.

    Bemerkenswert ist dabei, dass, obwohl die meisten der Gründerväter keine sehr observanten Juden waren, sie dennoch das typisch deutsche Modell der Vorkriegszeit, die Kultusgemeinde, als Rechtsform Form für die neue jüdische Gemeinde wählten und diese Wahl im Namen noch unterstrichen. Dies hatte neben religiösen, vornehmlich praktisch-juristische Gründe: So konnte die neue Gemeinde den Anspruch der Rechtsnachfolge der Vorkriegsgemeinden anmelden und auf die Erhebung von Kultussteuern pochen.

    Die alte Saarbrücker Vorkriegssynagoge existierte nicht mehr, lediglich das angrenzende ehemalige Gemeindehaus in der Futterstrasse stand noch. Dort diente fürs Erste ein Raum als provisorischer Gebetsraum. Das Anliegen der Gemeindeleitung, regelmäßige Gottesdienste stattfinden zu lassen, wurde von den amtlichen städtischen und staatlichen Stellen wohlwollend gefördert. Bald diente ein Raum im damaligen Landesmuseum am St. Johanner Markt (heute Stadtgalerie) als provisorischer Gebetsraum; in den folgenden Jahren wurde er durch den Roten Saal des Johannishofes in der Mainzer-Straße abgelöst. Die erste Mitgliederversammlung am 13. Juni 1948 fand im kleinen Sitzungssaal des Saarbrücker Rathauses statt.

    Bezüglich des Personals beschränkte man sich zunächst auf das allernötigste: Walter Kasel, ein Kantor, der gleichzeitig die Funktion des Religionslehrers übernehmen und auch die Sekretariatsarbeit bewältigen sollte, wurde 1948 eingestellt, ebenso ein Hausmeisterehepaar. Etwas später kamen eine Halbtagssekretärin und ein Organist dazu. Samy Wachsmann fungierte über mehrere Jahre als Baal Kore für die Lesungen aus der Tora.

    Unter den ersten Aufgaben, die es zu lösen galt, waren die Schaffung rechtlicher Grundlagen und vornehmlich die Ausarbeitung einer Satzung für die neue Gemeinde. Des Weiteren galt es die Finanzierung der Verwaltung zu sichern. In den Anfangsjahren ergingen mehrere Spendenaufrufe an die Gemeindemitglieder. Nach und nach flossen Gelder aus dem Verkauf restituierter Grundstücke und Synagogengebäude von ehemaligen Gemeinden, die nun nicht mehr benötigt und veräußert wurden.

    Ein wichtiges Thema bei der Neugründung einer jüdischen Gemeinde, der Ankauf eines Grundstücks zur Erstellung eines eigenen Friedhofs (jüdische Gräber müssen auf ewig bestehen bleiben, Wiederbelegungen sind religiös nicht erlaubt), stellte sich glücklicher Weise nicht, da die Saarbrücker Vorkriegsgemeinde ihren zweiten, großzügig geplanten Friedhof erst 1917 angelegt hatte und dieser noch ausreichende Platz für weitere Belegungen bot. Er musste lediglich instandgesetzt werden. Die dazugehörige Friedhofshalle wurde erst in den Jahren 1962/63 ausgebaut.

    Große Beträge mussten insbesondere auch für die Instandsetzungen der sechzehn anderen, über das ganze Saarland verteilten Friedhöfe der früheren jüdischen Gemeinden, die die neue Gemeinde als Nachfolgerin und Erbin der Vorkriegsgemeinden nun zu verwalten hatte, aufgebracht werden. Sie waren in der NS-Zeit verwüstet worden: der Saarwellinger Friedhof war Anfang der 40er Jahre sogar eingeebnet worden und in Saarbrücken waren Grabsteine des alten Friedhofs an der Graf-Simon-Straße als Baumaterial für den Bau des Völklinger Stadions abtransportiert worden. Grabsteine mussten, soweit es möglich war, Gräbern wieder zugeordnet werden. Im Herbst 1953 wurde beschlossen, auf dem jüdischen Friedhof in Neunkirchen auf der Spieser Höhe sowie auf dem Saarbrücker Friedhof Zum Zollstock und auf dem Friedhof in Sötern Kissensteine auf den Einzelgräbern anzubringen, die identifizierbar sind und keine Grabsteine haben, weil diese entweder zerstört wurden oder wegen der Ermordung der Angehörigen nicht in Auftrag gegeben werden konnten.

    Ebenfalls viel Geld wurde für die soziale Versorgung von durchwandernden Displaced Persons und notleidenden älteren Gemeindemitgliedern benötigt.

    Ein Teil dieser Aufgaben wurde mit Unterstützung überregionaler Organisationen bewältigt. Von Anfang an bestand eine enge Zusammenarbeit mit dem 1951 gegründeten Zentralrat der Juden in Deutschland sowie für den sozialen Bereich mit der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland und mit der Liga der Freien Wohlfahrtspflege Saar, dessen Mitglied die Synagogengemeinde Saar als anerkannter jüdischer Wohlfahrtsverband von Anbeginn war.

    Synagoge und Gemeindehaus

    Da der Standort der ehemaligen Synagoge nicht mehr frei war, bot die Stadt im Austausch den Bauplatz Lortzingstraße 8 an. Die zwischen 1948 und 1950 nach Plänen des Saarbrücker Architekten Heinrich Sievers (1903-1969) in Saarbrücken dort erbaute neue Synagoge mit darüber befindlichem Gemeindehaus wurde am 14. Januar 1951 im Rahmen eines Festaktes unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit ihrer Bestimmung übergeben. Anwesend waren bei der Einweihungsfeier u.a. der Hohe Kommissar, Gilbert Grandval, als Vertreter der französischen Behörde an der Saar, der stellvertretende Ministerpräsident des Saarlandes, Minister Richard Kirn, Justizminister Dr. Heinz Braun, der Landtagspräsident Dr. Franz Singer, der Bürgermeister der Stadt Saarbrücken, Peter Zimmer, sowie Vertreter beider christlicher Konfessionen. Die Saarbrücker Synagoge war somit die erste, die nach dem Holocaust auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik geplant und fertiggestellt wurde.

    Über dem Eingangsportal des Gebäudes ist in hebräischen Buchstaben ein Zitat aus Psalm 113, 2 eingemeißelt: „Der Name des Ewigen sei gepriesen von nun an bis in Ewigkeit“.
    Der Spruch über dem Eingangsportal zur Synagoge im Innern des Gebäudes ist ebenfalls ein Psalmenzitat: “Gesegnet, der da kommt im Namen des Ewigen“ (Ps. 118,26).

    Obwohl die Frage der religiösen Ausrichtung der neuen Gemeinde nie explizit und offen von den Gründern thematisiert worden war, entspricht die innere Aufteilung des Synagogenraumes, wie auch schon bei der Saarbrücker Vorkriegssynagoge, derjenigen einer Reformsynagoge: Die Bima ist im vorderen Bereich und nicht in der Mitte des Raumes angesiedelt und rechts und links davon sind an exponierter Stelle und als gut sichtbare architektonische Gestaltungselemente je eine Gruppe Orgelpfeifen ( Fa. Roethinger, Straßburg) angeordnet; das Pult auf dem Vorbetertisch ist mit einem Kugellagersystem ausgestattet, das es erlaubt, dieses am Schabbat und an Feiertagen von Hand für die Lesung aus derTora und für die Predigt um 180 Grad zu drehen, sodass der Vorleser dann sein Gesicht der Gemeinde zuwendet.

    Die Ostwand mit dem Toraschrein ist, wie auch der ganze vordere Bereich, mit grauem Marmor verkleidet. Der Toraschrein ist mit einem umlaufenden bronzenen Fries von Myrtenblättern und -früchten dekoriert. Dieser ebenso wie der Vorhang vor dem Toraschrein, das Ewige Licht, der Chanukka-Leuchter, die beiden Stehleuchten in Gestalt siebenarmiger Leuchter, die Gedenktafel für die Opfer der Shoah und der Vorbetertisch sind nach Entwürfen der Goldschmiedin Alice Bloch gefertigt, die auch Toraschmuck und weitere Kultgegenstände für die neue Saarbrücker Synagoge entworfen und hergestellt hat. Alice Bloch (1913-2005) war die Tochter von Léon Bloch, dem Organisten, der in der Saarbrücker Vorkriegssynagoge von 1923 an und bis zu seiner Emigration 1935 das Harmonium bespielte und den Chor leitete.

    Die Holzbänke für die Beter im Erdgeschoß sind in zwei Blöcken rechts und links des Mittelgangs angeordnet.

    Die Frauenempore im ersten Obergeschoss der Synagoge wird durch die Treppe, die von der Eingangshalle abgeht, erreicht.

    Die oberen Etagen des Gebäudes beherbergen das Gemeindezentrum mit Gemeindesaal, Küche, Verwaltungsbüros und Hausmeisterwohnung. Da im Zuge der Erweiterung des Personalstammes dringend mehr Platz für weitere Büros und einen Jugendraum benötigt wurde (von 2004 bis Sommer 2009 waren ausgelagerte Räumlichkeiten für ein Jugendzentrum angemietet gewesen), beschloss man, 2005 auf die für den Kantor oder Rabbiner gedachte Dienstwohnung im dritten Obergeschoss zu verzichten und sie als Erweiterung der Räumlichkeiten für die Verwaltung umzufunktionieren. Seitdem wohnen der Kantor bzw. der Gemeinderabbiner außerhalb des Gemeindehauses.

    An der Wand in der Eingangshalle zeigt eine schematische Landkarte des Saarlandes die 23 Orte an, wo vor dem Holocaust eine Synagoge oder eine Betstube existierte.

    Ein Fahrstuhl war in der ursprünglichen Planung nicht vorgesehen und wurde erst später eingebaut.

    Bis 1991 war das große schmiedeeiserne und verglaste Eingangstor während der Gottesdienste am Schabbat und an Feiertagen stets unbewacht und geöffnet. Auch die Buntglasfenster der Synagoge waren bis dahin völlig ungeschützt. Der zweite Golfkrieg und die mit ihm auch im Saarland einhergehenden anonymen telefonischen und schriftlichen antisemitischen Drohungen, die im Gemeindesekretariat eingingen, bewogen die Gemeindeleitung, die Fenster der Synagoge mit Gittern und den Eingang mit neuen Türen und einer Sicherheitsschleuse auszustatten. Da Israelfeinde keinen Unterschied zwischen Israelis und deutschen, französischen oder amerikanischen Juden machen, die seit Jahrhunderten in der Diaspora leben und eben keine israelischen Staatsbürger sind und keinen Einfluss auf die Politik Israels haben, hat sich seitdem leider die Sicherheitssituation für unser Gemeindehaus nicht verbessert, ja bis heute eher verschlechtert. Die Sicherheitsschleuse des Eingangsbereichs wurde deswegen inzwischen um eine mit kugelsicherem Glas ausgestattete Kabine zum Schutz des dort diensttuenden Sicherheitspersonals ergänzt.

    Verhältnis zur wiedergefunden Heimat

    Die aus dem Exil zurückgekehrten saarländischen Familien, die von Geburt an hier verwurzelt waren, lebten sich relativ schnell wieder ein. Die Tatsache, dass das Land, in welches sie zurückkamen, nun unter französischer Militärverwaltung stand und nicht zu Deutschland gehörte, hatte für viele sicherlich die Entscheidung zur Rückkehr erleichtert. Die französische Regierung de Gaulles hatte ab 30.08.1945 Gilbert Grandval als Militärgouverneur für das Saarland eingesetzt. Grandval, dessen Geburtsname Hirsch lautete, entstammte einer elsässisch-jüdischen Familie. Grandval war sein Deckname, den er in der Résistance, im französischen Widerstand, angenommen hatte und nun auch nach dem Krieg beibehielt. Er wurde ab 10.01.1948 zum Hohen Kommissar und ab 25.01.1952 zum Französischen Botschafter an der Saar befördert.

    Bemerkenswert ist, dass hauptsächlich Saarländer zurückkehrten, die in Frankreich überlebt hatten, d.h. solche, die sich ohnehin nicht allzu weit von der Heimat weggewagt hatten und auf eine baldige Rückkehr gehofft hatten. Wer in die USA oder nach Südamerika emigriert war, blieb meist dort; gleiches gilt für Palästina, von wo nur zwei Mitglieder der Vorkriegsgemeinde, Ludwig Lipsker und Leo Goldstein, nach Saarbrücken zurückkehrten.

    Die Rückkehr der emigrierten ins „Land der Täter“ war außer durch starke emotionale Verwurzelung mit ihrer Heimat und der deutschen Kultur auch durch ganz pragmatische Gründe motiviert: Es war hier für viele Berufe, für deren Ausübung die Sprache wichtig ist (z.B. Notare und Juristen), einfach leichter, wieder Fuß zu fassen. Auch konnten vor Ort die Wiedergutmachungsverfahren, um wenigstens einen Teil des verlorenen Vermögens zurück zu erhalten, besser betrieben werden als aus dem Ausland.

    Einige andere frühere Saarländer suchten zwar nach dem Krieg die Nähe zur alten Heimat, konnten sich jedoch nicht überwinden, den Schritt über die Grenze zu tun, um sich im Lande ihrer Verfolger niederzulassen. Sie wählten einen Kompromiss und siedelten sich in den benachbarten französischen Städten Forbach und Saargemünd bzw. in Metz und Straßburg an, wo es auch jüdische Gemeinden gab. Die Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Rückkehr ins Saarland gingen oft durch Familien: Während ein Teil sich in Saarbrücken ansiedelte zogen es Geschwister vor, sich jenseits der Grenze, in Frankreich niederzulassen.

    Viele unter denjenigen, die wieder ins Saarland zurückgekommen waren, behielten lange ein gespaltenes Verhältnis gegenüber ihrer nicht-jüdischen Umwelt. Einerseits waren sie froh, Muttersprache und Heimatland wiedergefunden zu haben, andererseits konnten auch sie nicht vergessen, dass die Heimat und ihre Bewohner sich ihnen gegenüber grausam und gemein verhalten hatten. Mehrere Jahre über wurden nichtjüdische Deutsche Männer über 30 oft argwöhnisch betrachtet. Man fragte sich insgeheim, was sie wohl in der NS-Zeit getan haben mochten. Vielleicht waren sie Parteimitglied? SS-Mitglied?

    Außer Ludwig Lipsker, Leo Goldstein und Lieselotte Kahn geb. Wronker waren die wenigsten unter den Gründungsmitgliedern ehemalige Saarbrücker: Senatspräsident Alfred Levy stammte aus Saarlouis, Louis Salomon aus Hilbringen bei Merzig seine Frau Ruth geb. Cahn und ihre Eltern Max und Claire kamen aus Hüttersdorf, Herbert Marx lebte vor dem Krieg in Saarlouis-Roden, Herbert Levy und RA Charles Levy sowie (Ger)Trude Mayer geb. Schwarz stammten aus Illingen, ihr Mann Julius Mayer und sein älterer Bruder Arthur waren gebürtige Spieser, RA Dr. Walter Sender kam aus Tholey, Dr. Ernst Blum aus Wellesweiler.

    Sie entschieden sich für eine Wohnsitznahme in Saarbrücken statt einer Rückkehr in ihre ländlichen Heimatorte. Einerseits, weil in Saarbrücken nun die einzige jüdische Gemeinde bestand, sicher aber auch, weil die größere Stadt bessere Voraussetzungen für die Berufsausübung bot und nicht zuletzt, weil sie hier für sich und ihre Familien die nötige Anonymität vorfanden, die einen Neuanfang erleichterte.

    Vornehmlich ostjüdische Familienväter belogen sich längere Zeit selbst, indem sie vorgaben, sie säßen eigentlich auf gepackten Koffern, jederzeit zur Auswanderung nach Israel bereit. Die Elterngeneration schämte sich ihren Kindern gegenüber, im „Land der Täter“ zu leben, schaffte es aber nur in den wenigsten Fällen in reifem Alter, noch einmal alles aufzugeben, um ein neues Leben in der Fremde zu beginnen.
    Einige wenige Rückkehrer unter den saarländischen Juden verließen dennoch Saarbrücken nach einigen Jahren: Herbert Levy ging nach Metz, RA Charles Levy verzog nach der Pensionierung ebenfalls nach Frankreich und RA Armand Levy verlebte seine Rentnerjahre in Vevey am Genfer See.

    Die für ganz Deutschland jährlich zentral organisierte Verschickung der jüdischen Kinder und Jugendlichen in Winter- und Sommerferienlager wurde über mehrere Jahre, bevor dies die Zentralwohlfahrtsstelle übernahm, von der ZJD, der Zionistischen Jugend in Deutschland, wahrgenommen. Bei diesen Gelegenheiten wurden die Jugendlichen mit dem zionistischen Ideal bekannt gemacht. Dies und die bereits geschilderte zwiespältige Atmosphäre in manchen Elternhäusern führten dazu, dass mehrere Kinder der Gemeinde nach ihrem Schulabschluss bzw. nach beendetem Studium das Saarland verließen und nach Israel auswanderten.

    Öffnung nach Außen

    Die Fertigstellung des Rohbaus des Synagogengebäudes am 28.07.1949 wurde mit einem bescheidenen kleinen Richtfest im Lokal „Treffpunkt“ in der Saarbrücker Dudweilerstraße begangen; Das 10jährige Bestehen der Gemeinde im Juni 1956 wurde ebenfalls nur „nach Innen“ mit einem Festgottesdienst und einer Feier mit Bewirtung und Unterhaltungsprogramm für die Mitglieder im Gemeindesaal begangen. Auch noch das 40jährige Bestehen der neuen Synagoge wurde am Sonntag, 13. Januar 1991 lediglich mit einem Festgottesdienst und einem Empfang für die Mitglieder im Gemeindesaal gefeiert.
    Bis ca. 2000 waren die meisten Veranstaltungen der Gemeinde ausschließlich für Gemeindepublikum und einige wenige geladene Gäste des Öffentlichen Lebens ausgerichtet.
    Erst das doppelte Jubiläum „50 Jahre Synagoge Saarbrücken/55 Jahre Synagogengemeinde Saar“, das am 28. Januar 2001 begangen wurde, gab Anlass zur definitiven Änderung dieser Einstellung bei der damaligen Gemeindeleitung: Die jahrzehntelange Abkapselung nach innen wurde endlich aufgebrochen und überwunden.
    Nun wurde die bis dahin an den Tag gelegte zurückhaltende Bescheidenheit erstmalig gegen ein nach außen dargestelltes, normales Selbstbewusstsein ausgetauscht. Jetzt sollte dem ganzen Saarland die Freude über das Jubiläum mitgeteilt werden und die Vertreter des Öffentlichen Lebens endlich auch einmal zu fröhlichem Feiern in die Gemeinde eingeladen werden, statt wie sonst nur zu traurigen Anlässen wie dem jährlichen Gedenken am 9. November oder zu Einweihungen von Gedenktafeln für in der NS-Zeit zerstörte Synagogen.
    Nach einem Festgottesdienst in Anwesenheit des Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, und zahlreicher weiterer jüdischer und nicht-jüdischer prominenter Persönlichkeiten des Öffentlichen Lebens folgte am Abend ein großer Ball in der Saarbrücker Kongresshalle, der unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten Peter Müller stand und der seitens der Vertreter des Öffentlichen Lebens ebenfalls sehr großen Zuspruch fand.
    Seither zeigt die Synagogengemeinde kontinuierlich auch nach außen politische und kulturelle Präsenz:

    Übers Jahr finden öffentliche Konzerte mit synagogaler Musik statt; hierbei gastieren international renommierte Kantoren und Synagogenchöre.

    Seit 2003 werden zum „Europäischen Tag der Jüdischen Kultur“, der in der Regel am 1. Sonntag im September begangen wird, diverse kulturelle Veranstaltungen und eine öffentliche Synagogenführung angeboten.

    Seit 2009 veranstaltet die Gemeinde jährlich im Herbst in Kooperation mit dem Saarbrücker Kino achteinhalb die „Jüdischen Filmtage Saarbrücken“.

    Ebenfalls seit 2009 findet jährlich im Dezember neben dem Entzünden der Chanukka-Lichter im Rahmen des Abendgottesdienstes in der Synagoge ein als Event konzipiertes, öffentliches Entzünden des weithin sichtbaren großen Chanukkaleuchters auf dem Flachdach der Synagoge statt.

    Der Anstoß für die erste Verlegung von „Stolpersteinen“ für jüdische Opfer des Holocaust im Stadtzentrum Saarbrückens am 10.3.2010 kam seinerzeit vom Vorstandsvorsitzenden Richard Bermann.
    Das jahrelange unermüdliche Engagement der Gemeindeleitung für eine Straßenbenennung nach einer herausragenden jüdischen Persönlichkeit führte schließlich zur Realisierung des Rabbiner-Rülf-Platzes mit dem Mahnmal für die während der NS-Zeit ermordeten saarländischen Juden „Der Unterbrochene Wald“ von Ariel Auslender, die beide im November 2013 eingeweiht wurden.


    Interreligiöser Dialog


    Das Judentum beansprucht für sich keine Heilsexklusivität und kennt daher auch keinen Missionsauftrag. Dennoch nimmt die Synagogengemeinde Saar gerne sich bietende ernsthafte Gelegenheiten war, um im Dialog über die jüdische Religion aufzuklären und Vorurteilen entgegenzuwirken.

    Von Anbeginn und bis heute pflegt die Synagogengemeinde Saar sehr gute freundschaftliche Beziehungen zu der am 8. Juli 1954 gegründeten Christlich-Jüdischen Arbeitsgemeinschaft des Saarlandes e.V. Der vorbereitende Vortragsabend über „Aufgaben und Ziele der Arbeitsgemeinschaft“ am 10.06.1954 fand, so wie zahlreiche Veranstaltungen in den Folgejahren, im Gemeindesaal statt.

    Auch zu den beiden großen christlichen Konfessionen besteht seit Gründung der Gemeinde ein offenes freundschaftliches Verhältnis.
    Seit 2001 beteiligt sich die Synagogengemeinde Saar am Interreligiösen Dialog Saarbrücken.
    Seit Bestehen der Gemeinde haben unzählige Jugendliche aller Altersgruppen sowie Erwachsene von der Möglichkeit einer Gruppenführung in der Synagoge Gebrauch gemacht, um so das Judentum aus erster Hand näher kennenzulernen. Im Schnitt fanden in letzter Zeit jährlich etwa 50 solcher Führungen statt.

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    Gemeindeleben

    Zur Einweihungsfeier der Synagoge 1951 hatte die Gemeindeleitung als Festredner den Rabbiner der Vorkriegsgemeinde, Dr. Shlomo Rülf, aus Israel eingeladen. Er wurde gefragt, ob er bereit wäre, wieder als Rabbiner der Gemeinde nach Saarbrücken zurück zu kehren. Er willigte ein, jedoch nur für ein Jahr, um mitzuhelfen das religiöse und kulturelle Leben der neuen Gemeinde in Gang zu bringen.

    Es kamen im Laufe der nächsten Jahre noch weitere frühere jüdische Saarländer aus der Emigration zurück ins Saarland, so dass die Gemeinde anfänglich wuchs und Ende 1959 über 400 Mitglieder zählte. Auch siedelten sich in den Folgejahren verschiedentlich jüdische Menschen im Saarland an, weil sie hier einen Arbeitsplatz fanden.

    Wenn auch nicht annähernd so stark wie vor dem Krieg, so waren jetzt in Saarbrücken doch wieder Gemeindemitglieder in vielen verschiedenen Berufszweigen tätig. Neben Textilkaufleuten (Alfred Hanaus Strumpfpavillon , der Herrenausstatter Katz, die Fa. Wettermantel König, das Bekleidungshaus Dembitzer) gab es die Fleisch- und Viehhändler Salomon und Cahn; es gab wieder jüdische Ärzte, Zahnärzte, Richter, Rechtsanwälte, Notare, Antiquitätenhändler (Auktionshaus Peretz), Handwerker und Gastronomen („Liesl“ und Arthur Goldberg mit ihrem im Mai 1972 im Saar-Center eröffneten Gourmet-Restaurant „Escoffier“).

    Auch gemeindeintern waren nach und nach alle klassischen religiösen und sozialen Institutionen wiedergegründet worden, die eine jüdische Gemeinde ausmachen: Die Beerdigungsbruderschaft Chewra Kaddischa, der jüdische Frauenbund, die zionistische Frauenorganisation WIZO, die Martin-Buber Saar-Loge, der Seniorenklub und ein Jugendverband.

    Verwaltung

    Nach ihrer Satzung hat die Gemeinde drei Organe: Die Gemeindeversammlung, die aus den Mitgliedern besteht, die das 18. Lebensjahr vollendet haben und mindestens seit einem Jahr als Mitglied registriert sind; ferner die Repräsentanz, der von den Mitgliedern für eine Amtszeit von sechs Jahren gewählte Gemeinderat sowie der Vorstand, der von der Repräsentanz ebenfalls für die Dauer von sechs Jahren gewählt wird. Wiederwahlen sind in beiden Gremien möglich. Während die Repräsentanz sozusagen als kleines Parlament die Richtlinien nach denen die Gemeinde zu führen ist, bestimmt, und jährlich den Haushaltsplan beschließt, ist dem Vorstand die Rolle der Exekutive zugedacht. Der Vorstandsvorsitzende vertritt darüber hinaus offiziell die Gemeinde nach außen.


    Die Amtszeiten der bisherigen ehrenamtlichen Vorsitzenden der Repräsentanz
    RA Edouard Lehmann von 1946 bis 1962
    Claude Spiero von 1962 bis Nov. 1970
    Herbert Marx von Dez. 1970 bis Mai 1983
    Ludwig Lipsker von Juni 1983 bis Juni 1988
    Richard Bermann von Juli 1988 bis Nov. 1990
    Richard Borg von Nov. 1990 bis 1998
    Ludwig Lipsker von 1998 bis 2007
    Erika Hügel von März 2007 bis 2021

    Die Amtszeiten der bisherigen ehrenamtlichen Vorstandsvorsitzenden
    Senatspräsiden Alfred Levy von 1946 bis 1962
    RA Edouard Lehmann von 1962 bis 1964
    RA Dr. Charles Levy von 1964 bis 1968
    Emil Kahn von 1968 bis 1969
    Samy Wachsmann von 1970 bis 1976
    Louis Salomon von 1976 bis 1981
    Martha Blum von 1981 bis 1988
    Ludwig Lipsker von 1988 bis 1998
    Richard Borg von 1998 bis 2007
    Richard Bermann von 2007 bis 2020
    Ricarda Kunger von 2020 bis heute

    Die ersten Vorsitzenden, Senatspräsident Alfred Levy, Edouard Lehmann u. Charles Levy, bewältigten einen Großteil der wichtigen Verwaltungsarbeit selbst. Routinearbeit erledigte der damalige Kantor, Walter Kasel, mit einer Halbtagsbürokraft.

    Erst zum November 1963 wurde ein hauptamtlicher Gemeindesekretär eingestellt; Walter Walter füllte dieses Amt bis März 1984 aus. Von Dezember 1983 bis Ende Mai 2013 war Marcel Wainstock mit der Geschäftsführung der Gemeinde betraut. Im September 2012 wurde sein Nachfolger, Alexej Tarchis, eingestellt, der von 2013 bis 2020 die Geschäftsführung für die Gemeinde wahrgenommen hatte. Im Januar 2021 hat Frau Dessislava Chait die Nachfolge von Herrn Alexej Tarchis übernommen. Seit September 2022 vertritt Herr Evgenij Mrinski als Geschäftsführer die Synagogengemeinde Saar.

    Mitgliederzahlen

    Die saarländischen Remigranten, die in Frankreich oft unter falschen Namen in Verstecken und Internierungslagern oder als aktive Mitglieder der Résistance oder der französischen Armee überlebt hatten, kamen mit französischer Staatsbürgerschaft in die Heimat zurück. Sie hatten die französische Sprache erlernt und meist waren ihre Kinder schon in Frankreich zur Schule gegangen.
    Es war für sie daher naheliegend, einmal in Saarbrücken angekommen, ihre Kinder auf das für die ins Saarland gekommenen französischen Familien 1945 gegründete „Lycée Maréchal Ney“ zu schicken.

    Von 1946 an und bis in die 60er Jahre besuchten fast alle Kinder der Gemeinde dieses französische Gymnasium in der Saarbrücker Halbergstrasse. Lediglich Kinder einiger in Homburg und Saarlouis lebenden Familien besuchten von Anfang an saarländische Schulen.
    Später ging auch ein kleiner Teil der Kinder von Saarbrücker Gemeindemitgliedern auf deutsche Schulen, wobei dennoch das „Lycée“ weiterhin stark bevorzugt wurde. Ein Teil besuchte weiterhin den französischen Zweig, ein anderer den seit September 1961 eingerichteten deutschsprachigen Zweig des in dem gleichen Gebäude etablierten neuen „Deutsch-Französischen Gymnasiums“.
    Neben der frankophonen Erziehung der Rückwandererkinder gab es eine Reihe weiterer Gründe für die Wahl des „Lycée“ als Schule. Manche Eltern befürchteten, dass auf Grund der personellen Kontinuität in den ersten zwei bis drei Nachkriegsjahrzehnten an saarländischen Schulen anfangs eventuell noch Lehrer unterrichteten, die dem nationalsozialistischen Gedankengut nachhingen, und man wollte seine Kinder dieser Gefahr nicht aussetzen. Zum anderen war das französische Bildungssystem im Unterschied zum saarländischen, konfessionell geprägten Schulsystem, laizistisch ausgerichtet. Religionsunterricht fand nicht an der Schule statt, sondern außerhalb am damals schulfreien Donnerstag in den jeweiligen Kirchengemeinden. Der Besuch war freiwillig und Religion kein Unterrichtsfach. Somit war zwischen Lehrern und Schülern sowie auch unter den Schülern die möglicherweise heikle Frage nach der Religionszugehörigkeit kein Thema. Außerdem hatte die Schule einen sehr guten Ruf; es herrschte strenge Disziplin und es fand auch Unterricht am Nachmittag statt, was vielen Eltern entgegenkam. Da auch deutschsprachige Kinder von Saarländern die Französische Schule besuchen durften, gab es keinerlei Hindernis.

    Die natürliche Folge des französischen Schulabschlusses war in den meisten Fällen ein sich daran anschließendes Studium an einer Hochschule in Frankreich. Dort lernte man oft den späteren Lebenspartner kennen und mit dem französischen Studienabschluss waren auch das weitere Berufsleben und das künftige Leben schlechthin in Frankreich vorprogrammiert. Hinzu kam, dass es unter den Kindern der Gemeinde besonders viele Mädchen gab; sie heirateten und zogen in andere Gemeinden im In- oder Ausland. Dadurch gingen bedauerlicher Weise die Familien der jungen Generationen und ihre Kinder und Enkel für die Kontinuität der Gemeinde in Saarbrücken verloren.

    Aufgrund der wirtschaftlichen Lage des Saarlandes waren Zuzüge aus anderen Bundesländern in der Vergangenheit eher selten. Die Folge hieraus war, dass die Mitgliederzahl ab der Sechziger Jahre stetig abnahm, weil, abgesehen von der Abwanderung der Jugend, zahlreiche Gemeindemitglieder im Alter zu ihren Kindern ins Ausland zogen oder hier verstarben.

    Im Juni 1948 waren 264 Mitglieder im Gemeinderegister eingeschrieben. Nach einem vorübergehenden Höhepunkt im Jahre 1959 mit etwa 400 Mitgliedern bestand in den 70er Jahren die Gemeinde nur noch aus ca. 350 Mitgliedern und war stark überaltert. Die Entwicklung war weiter abnehmend, so dass 1989 nur noch ca. 250 Mitglieder im Gemeinderegister geführt wurden.

    Institutionen

    Die Beerdigungsbruderschaft Chewra Kaddischa

    In den jüdischen Gemeinden der ganzen Welt gibt es seit mehreren Jahrhunderten sogenannte „Bruderschaften“, die freiwillig und ehrenamtlich tätig sind.
    Neben anderen, die sich um Krankenbesuche, Frauenfürsorge, usw. kümmern, ist die wichtigste die "Chewra Kaddischa", die “heilige (Beerdigungs-) Bruderschaft“. Sie besteht aus Männern und Frauen, die, wenn der Tod eines Menschen naht oder bereits eingetreten ist, wesentliche Vorbereitungen für die Bestattung übernehmen. Sie kümmern sich um die rituelle Versorgung der Toten, die Waschung, die Einkleidung und die Einsargung. In der Regel sind es Personen in reiferem Alter, die sich in einer Chewra Kaddischa betätigen. In der Saarbrücker Nachkriegsgemeinde waren es über viele Jahre die gleichen Frauen und Männer, die sich, informell organisiert, aber stark engagiert, jahrelang dieser Aufgabe widmeten bis sie in hohem Alter zu schwach für die Ausführung der auch körperlich fordernden Arbeit wurden. Es drohte in der überalterten Gemeinde in diesem Bereich beinah ein Engpass zu entstehen, als ab der 90er Jahre durch die Zuwanderung von Jüdinnen und Juden aus der früheren Sowjetunion glücklicherweise auch wieder jüngere Menschen zur Gemeinde stießen. Seitdem wirkt die „Chewra“ mit verantwortlichen Ansprechpartnern wieder zuverlässig und segensreich in der Gemeinde.

    Der jüdische Frauenbund Saar

    Der Jüdische Frauenbund Saar sammelt die Damen der Gemeinde. Neben der Pflege der Geselligkeit untereinander mittels Treffen zu Kaffeenachmittagen und der Beschäftigung mit Frauenspezifischen kulturellen, religiösen und sozialen Themen war der Frauenbund in den Anfangsjahren auch mit der Ausrichtung geselliger Veranstaltungen für die Gemeinde befasst, insbesondere Feiern und Bescherungen der Kinder anlässlich jüdischer Feiertage wie Purim und Chanukka.
    1964 übernahm der Frauenbund sogar die Bewirtung anlässlich des ersten Gemeindeseders. Im Zuge der Vergrößerung der Gemeinde kamen auch die Aufgaben des Kranken- und Altenbesuchsdienstes hinzu.

    Die erste Vorsitzende des 1948 wiedergegründeten Jüdischen Frauenbundes Saar war Ida Wolf; Helene Levy, die Gattin von RA Gustav Levy, und Thekla Lehmann, die Gattin von RA Edouard Lehmann, dem ersten Vorsitzenden der Repräsentanz und inzwischen seit 1962 Vorstandsvorsitzender der Gemeinde lösten sie nacheinander ab.
    Martha Blum, die 1954 den Vorsitz übernommen hatte, gab ihn im Juni 1970 ab.
    Von 1976 bis 1981 war Ruth Salomon, die Ehefrau des Vorstandsvorsitzenden Louis Salomon, die Vorsitzende des Frauenbundes. Ihr folgte Hilde Cahn bis Suzanne Sender die Nachfolge bis Ende 1986 übernahm.
    Von 1985 an veranstaltete der Frauenbund für seine Mitglieder und deren Ehemänner jährlich im Sommer einen Tagesausflug.
    Ab Januar 1987 übernahm Birgit Bermann den Vorsitz.
    Von den 80er Jahren an veranstaltete der Frauenbund immer öfter die größeren Veranstaltungen wie Chanukka- oder Purimveranstaltungen für Erwachsene sowie Simchat-Tora-Feiern in Kooperation mit der WIZO-Saar.
    Im Januar 1991 übernahm Gaby Shabanzadeh den Vorsitz bis zum Sommer 1992. Sie wurde von Nathalie Shabanzadeh im Dezember 1992 abgelöst.
    Ab März 1993 wechselte der Vorsitz im Frauenbund zu Ruth Kasel, der Ehefrau des ersten Kantors der Nachkriegsgemeinde.
    Sarah Borg, die Ehefrau des Vorstandsvorsitzenden Richard Borg, stand dem saarländischen jüdischen Frauenbund von 1998 bis 2007 vor.
    Die relativ hohe Zahl von Mischehen unter den aus den GUS-Staaten zugewanderten Mitgliedern bewog Birgit Bermann, die im April 2008 wieder zur Vorstandsvorsitzenden des Frauenbundes gewählt worden war, zu einer Neuerung: Frauen, die halachisch keine Jüdinnen sind, sollten fortan auch Mitglieder des Frauenbundes werden können, allerdings ohne aktives und passives Wahlrecht. Birgit Bermann führte auch eine neue Aktivität des Frauenbundes ein: die monatlichen „Rosch-Chodesch-Treffen“. Seit April 2010 finden jeden ersten Mittwoch eines neuen jüdischen Monats diese kulturellen Zusammenkünfte statt.


    Die WIZO-Saar


    Die WIZO (World International Zionist Organization) ist eine 1920 in England gegründete, zionistische Frauenorganisation, die sich weltweit die Förderung der Kinder-, Jugend- und Altenwohlfahrt sowie der Stellung der Frau in Israel zur Aufgabe gemacht hat.
    Die Saar-Zweigstelle wurde 1963 von Melitta Wachsmann (1917-2011) gegründet, um über die Hilfsprojekte der WIZO in Israel zu informieren und dafür Spendengelder zu sammeln. Die Aktivitäten der WIZO-Saar bestanden hauptsächlich in Vorträgen, Kaffeenachmittagen, Spendensammlungen und Tombolas anlässlich von ihr organisierter Bälle zu Purim oder zu Chanukka, deren Erlös ebenso wie die Jahresmitgliedsbeiträge zugunsten der WIZO-Arbeit in Israel gespendet wurden. Nachdem Melitta Wachsmann nach mehreren Jahrzehnten segensreicher Tätigkeit 2003 den Vorsitz abgegeben hatte, wurde die Arbeit noch für einige Jahre von Eve Andermann weitergeführt bis schließlich die Aktivität eingestellt wurde.


    Die Martin-Buber Loge e. V. im Orden B’nei Brith

    Der Saarbrücker Ableger der Bnei Brith-Loge war hauptsächlich kulturell und sozial für die Gemeinde Tätig. Neben von ihr organisierter Vorträge lud die Loge z.B. für den 13. Juni 1971 den Chor „Le chant sacré" der Straßburger Synagoge zu einem Konzert mit liturgischer Musik in die Saarbrücker Synagoge ein. Ihre Leitung hat es über die Jahre versäumt, unter den jüngeren Gemeindemitgliedern für Nachwuchs zu werben. 1986 lud die Loge noch zu einem Vortrag über die Saarabstimmung vom 13. Januar 1935 ein, wenig später hat sie ihre Aktivität in Saarbrücken eingestellt.


    Der Kegel-Club „Milaa“


    Der 1952 wieder gegründete Kegel-Club „Milaa“ (der Vorkriegsclub bestand seit 1911) sammelte die sportlichen Damen und Herren zu wöchentlicher körperlicher Betätigung. Ausflüge und Feste sorgten darüber hinaus dafür, dass auch die Geselligkeit gepflegt wurde. Der Kegel-Club bestand bis in die 80er Jahre.


    Der Seniorenklub


    Zwei Mal wöchentlich am Nachmittag trafen sich ab den 60er Jahren die älteren Gemeindemitglieder im Gemeindesaal, der an diesen Tagen als Seniorenbegegnungsstätte fungierte, zum Karten- und Schachspiel mit Kaffeebewirtung.
    Seit dem Jahr 2000 bietet der Seniorenklub wöchentlich Vorträge zu unterschiedlichen Themen sowie auch Lesungen, beides in russischer Sprache, die meist von seinen ehrenamtlich engagierten Seniorinnen und Senioren bestritten werden.

    Jugendarbeit

    Die „Jüdische Studentengemeinschaft des Saarlandes“ wurde im Dezember 1965 vom damaligen Kantor B. Barsilay mit 16 Studentinnen und Studenten gegründet. Die Vereinigung hatte nicht den Status eines eingetragenen Vereins und diente hauptsächlich der Förderung der Bewusstseinsbildung und der Stärkung der jüdischen Identität unter ihren Mitgliedern.
    In den 60er Jahren kam zwei Mal im Monat am Wochenende der Leiter der Zionistischen Jugend Deutschlands (ZJD) aus Frankfurt ins Saarbrücker Gemeindehaus, um den Jugendlichen Freizeit-Aktivitäten anzubieten. Ab Anfang der 70er Jahre wurden für die Kinder des Religionsunterrichtes Tu-Bischwat-Feiern zum Neujahrstag der Bäume veranstaltet. Diese Feiern sind ideale Gelegenheiten, um Kindern gleichzeitig religiöses und praktisch-ökologisches Wissen sowie Umweltbewusstsein zu vermitteln.
    Dank ihrer persönlichen Kontakte zum Präsidium des Zentralrats der Juden in Deutschland gelang es der damaligen Vorstandsvorsitzenden, Martha Blum, die 5. Jugend- und Kulturtagung des Zentralrates, die unter dem Thema „Wir und Israel“ stand, im Mai 1982 in Saarbrücken stattfinden zu lassen. So hatten alle Jugendlichen der Gemeinde die Möglichkeit, an dem anregenden Tagungsprogramm teilzunehmen.
    Bis zur Zuwanderung aus den GUS-Staaten war die Jugendarbeit in der Gemeinde vom jeweiligen Kantor zusammen mit der Geschäftsführung geleistet worden.
    Nach Beginn der Zuwanderung aus den GUS-Staaten gab es wieder mehr Jugendliche und Studenten in der Gemeinde, was am 14. Juni 1992 zur Gründungsversammlung des „Landesverbandes Jüdischer Studenten und Jugendlicher im Saarland e.V.“ (LJSJS) führte. Außerdem wurde eine Stelle für hauptamtliche Jugendarbeit geschaffen und ein kleines Jugendzentrum eingerichtet.

    In den folgenden Jahren war der Jugendverein sehr aktiv und kreativ. Neben regelmäßigen Veranstaltungen, die insbesondere im Hinblick auf die religiöse und gesellschaftliche Integration der Zuwandererjugend ausgerichtet waren, organisierte er von 1992 bis 1996 in Eigenregie jeweils im November „Jüdische Kulturtage“ mit anspruchsvollem Programm: Vorträge, Konzerte, Filmvorführungen und Theateraufführungen wechselten sich ab und bereicherten vier Wochen lang das Saarbrücker Kulturangebot. Die rührigen Akteure dieser fruchtbaren Epoche verließen nach absolvierten Examina größtenteils das Saarland. In letzter Zeit hat die kulturelle Assimilation der zugewanderten Jugendlichen zu ihrer weitgehenden Distanzierung gegenüber der Gemeinde geführt. Regelstudienzeiten und die Notwendigkeit, neben dem Studium einem Job nachzugehen, haben bewirkt, dass die Aktivitäten und die Disponibilität des jüdischen Studentenverbandes stark zurückgegangen sind.

    Soziales

    Die Synagogengemeinde Saar ist seit Gründung der Liga der Freien Wohlfahrtspflege Saar als anerkannter jüdischer Wohlfahrtsverband ihr Mitglied. Dies war und ist in anderen Bundesländern nicht überall der Fall. Der positive Umstand ist dem damaligen Caritasdirektor Otto Bitz zu verdanken, der als junger Assessor unter dem jüdischen Oberregierungsrat Dr. Ernst Blum, dem damaligen Leiter der Abteilung Sozialwesen und Allgemeine Wohlfahrtspflege im Ministerium für Arbeit, Sozialwesen und Gesundheit, gearbeitet und durch ihn die Geschichte und die beachtlichen Leistungen jüdischer Wohlfahrtspflege kennengelernt hatte. Er machte sich daher später mit Erfolg für eine Vollmitgliedschaft der Synagogengemeinde Saar als Spitzenverband in der Liga stark.
    Bis zur Zuwanderung und auch da noch im ersten Jahr, wurde die soziale Betreuung und Beratung der Mitglieder von der Geschäftsführung in Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Helferinnen des Jüdischen Frauenbundes bewältigt. Nachdem annähernd 150 Personen aus dem Kreis der „Kontingentflüchtlinge“ Mitglieder der Gemeinde geworden waren und diese in der Anfangsphase ihrer Eingliederung eine zeitintensive soziale Betreuung benötigten, war dies nicht mehr zu leisten und eine russischsprechende Sozialarbeiterin wurde eingestellt.
    Nun wurde, wie überall in Deutschland, die Soziale Beratung und Betreuung der Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion der neue Schwerpunkt der Sozialarbeit der Gemeinde. Außer der individuellen Betreuung durch regelmäßige Besuche der Sozialarbeiterin und des Geschäftsführers in den Übergangswohnheimen und den Sprechstunden im Gemeindehaus, gab es von der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland durchgeführte überregionale Informations- und Fortbildungsveranstaltungen, die speziell der sozialen und religiösen Integration der jüdischen „Kontingentflüchtlinge“ gewidmet waren. Parallel hierzu bot die Zentralwohlfahrtsstelle auch Fortbildungsveranstaltungen zur Professionalisierung der Sozialarbeit in den jeweiligen Gemeinden an.

    Ein Altenheim für die betagten Gemeindemitglieder / Das Egon-Reinert-Haus


    Bereits Mitte der 50er Jahre war das Projekt eines Altenheimes für die betagten Mitglieder der Gemeinde angedacht, jedoch mangels Finanzierungsmöglichkeiten nicht weiterverfolgt worden. Später, im Frühjahr 1965, wurde in der Repräsentanz erneut die Frage eines Altenheimes für die betagten Mitglieder aufgeworfenen, aber erst 1972 wurde daraus etwas Konkretes und zwar Dank des persönlichen Kontaktes von Hermann Schömer, dem damaligen Geschäftsführer des Vereins Saarbrücker Altenwohnstift e.V. zum damaligen Geschäftsführer der Synagogengemeinde Saar, Walter Walter. Über diese freundschaftliche Annäherung zwischen zwei Menschen entwickelte sich eine fruchtbare freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Institutionen, deren Verwaltungen sie vorstanden.
    1980 wurde ein benötigtes Erweiterungsgebäude für die Pflegestation des 1972 eröffneten Egon-Reinert-Hauses geplant. Bauherrin und Eigentümerin sollte die Synagogengemeinde werden. Nach Fertigstellung des Gebäudes 1983 wurde dieses an den Saarbrücker Altenwohnstift e.V. verpachtete, der als Betreiber fungierte.
    2009 veräußerte die Synagogengemeinde den Erweiterungsbau (Pflegestation) an die Stiftung Saarbrücker Altenwohnstift.
    2010 wurde eine schriftlich fixierte Kooperationsvereinbarung zwischen der Stiftung Saarbrücker Altenwohnstift und der Synagogengemeinde Saar unterzeichnet, in welcher die weitere freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen festgelegt wurde.
    An die 35 Mitglieder der Gemeinde haben seit der Eröffnung im Jahr 1972 ihren Lebensabend im Egon-Reinert-Haus verbracht.

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    Aufarbeitung der NS-Vergangenheit

    Als eine Folge der Studentenbewegung der 60er und 70er Jahre setzte überall in Westdeutschland, sowohl an Universitäten wie auch auf regionaler Ebene in den Historischen Vereinen, eine aufrichtige und freimütige Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit ein, so auch im Saarland. Arbeitsgruppen bildeten sich, Geschichtswerkstätten wurden gegründet, Forschungsergebnisse in Vorträgen und Publikationen vorgestellt.
    Diese Aufarbeitung und Bewusstseinsschärfung inspirierte Politiker und Bürgerinitiativen ab den achtziger Jahren zu zahlreichen exemplarischen Aktionen sowie zu Buchveröffentlichungen zur regionalen Geschichte der Juden und zu Vortragsveranstaltungen zum Thema des Antisemitismus und des „Neuen Rechtsextremismus“ in Deutschland.
    Befruchtet und unterstützt wurde dieser neue erinnerungspolitische Denkansatz auch durch die damals aufsehenerregende bundesweite Ausstrahlung der amerikanischen Fernsehserie "Holocaust" im Januar 1979.

    Stellvertretend für viele andere seien ein paar charakteristische Beispiele aus jenen Jahren genannt:
    Die Errichtung der 1970 initiierten, dem von den Nationalsozialisten ermordeten deutsch-jüdischen Bildhauer und Maler Otto Freundlich gewidmete, „Skulpturenstraße“ von St. Wendel zum Bostalsee. Im September 1980 wurde dort ein Mahnmal zum Gedenken an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus errichtet.
    Am 18. November 1987: Einweihung der Gedenktafel für die Opfer des Naziregimes vor dem jüdischen Friedhof in Diefflen.
    Am 12. Mai 1989 in Wellesweiler: Straßen-Umbenennung nach dem früheren Bürger Dr. Ernst Blum.
    1990-1993: Erstellung des Mahnmals „2145 Steine - Mahnmal gegen Rassismus“ auf dem Schlossplatz Saarbrücken durch den Konzeptkünstler und damaligen Gastprofessor an der HBK-Saar, Jochen Gerz, und seine Studenten.
    Am 9. November 1994 Umbenennung des Oberen Marktes in Neunkirchen in „Synagogenplatz“.
    Am 8.11.1998: Enthüllung des Gedenksteins zur Erinnerung an die jüdische Schule und die Synagoge von Saarwellingen in der Engelstrasse.
    Februar-März 1999: Die Wanderausstellung „Vernichtungskrieg – Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944“ wird im VHS-Zentrum in Saarbrücken gezeigt. Ein Bombenanschlag am 9. März verursachte glücklicher Weise nur materiellen Schaden.
    1999: Eröffnung des „Regionalgeschichtlichen Museums Saarbrücken“ (heute Historisches Museum Saar) mit dem ersten Teil der Dauerausstellung „10 statt 1000 Jahre - Die Zeit des Nationalsozialismus an der Saar 1935 bis 1945“ und der Publikation eines umfangreichen gleichnamigen Katalogs mit wissenschaftlichen Beiträgen u.a. über dem Schicksaal saarländischer Juden.
    Am 9.11.2000 wurde eine neue Gedenktafel zur Erinnerung an die Zerstörung der Saarbrücker Synagoge an ihrem ehemaligen Standort Ecke Futter- und Kaiserstrasse 10 enthüllt. Die Landeshauptstadt Saarbrücken hatte die Anregung des damaligen Vorsitzenden der Gemeinde aufgegriffen, eine weitere Gedenktafel anzubringen und zwar in Augenhöhe der Passanten am äußersten Pfeiler der Arkade. Grund für diese zweite Erinnerungstafel war, dass die 1978 am Gebäude des damaligen Bekleidungshauses Krutmann in Höhe des ersten Obergeschosses angebrachte Bronzetafel von Passanten nicht wahrgenommen werden konnte und daher ihren Zweck verfehlte. Darüber hinaus benannte ihr Text das historische Geschehen nicht präzise genug: „Hier stand die Synagoge der jüdischen Gemeinde Saarbrücken. Sie wurde in der Zeit der Gewaltherrschaft am 9. November 1938 zerstört (…)“.
    Im November 2000 wurde im Saarbrücker Rathaus die von der Historikerin Eva Tigmann für das Adolf-Bender-Zentrum (St. Wendel) konzipierte Ausstellung „Was geschah am 9. November 1938“ gezeigt. 1998 war die gleichnamige Publikation von Eva Tigmann veröffentlicht worden.
    2002: Veröffentlichung der von Dr. phil. Horst Horch erstellten Video-Dokumentation „Wir haben Glück gehabt“ mit Interviews von saarländischen Holocaustüberlebenden.
    Am 19. November 2007 fand in Illingen die erste Verlegung von Stolpersteinen für jüdische Holocaustopfer im Saarland statt. Die Initiative dazu war von zwei Schülern ausgegangen.
    Im Mai 2008 wurde die Wanderausstellung „Anne Frank“ in Homburg gezeigt. Die Ausstellung wurde von einem speziell an Jugendliche gerichtetes Rahmenprogramm begleitet.

    Der spürbare und nachhaltige Klimawechsel im Hinblick auf die kollektive Erinnerung an geschehenes Unrecht gegenüber saarländischen Juden und die daraufhin geänderte Wahrnehmung von gegenwärtig im Saarland lebenden jüdischen Menschen sowie der inzwischen vollzogene Wechsel der Generationen an den Schaltstellen von Politik und Gesellschaft begünstigten in hohem Maße das nun folgende Heraustreten der Synagogengemeinde aus ihrer Jahrzehntelangen Zurückhaltung im Hintergrund des öffentlichen Lebens.

     

    Das jährliche Gedenken an die Opfer des Holocaust

    Nach dem Vorbild der Gedenktafeln für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Mitglieder in den saarländischen Vorkriegssynagogen wurde in der neuen Saarbrücker Synagoge eine Gedenktafel für die Opfer der Shoah vorgesehen. Sie wurde links vom Almemor an der Wand angebracht, so wie einst die Gedenktafel für die jüdischen gefallenen von 1914/18 in der ehemaligen Saarlouiser Synagoge, die der erste Vorsitzende, Senatspräsident Alfred Levy, vor dem Krieg besuchte.
    Aber auch das lebendige Erinnern wurde nie vernachlässigt: Von Anbeginn an und bis heute veranstaltet die Gemeinde jährlich eine Gedenkstunde zum 9. November, dem Jahrestag der Pogromnacht von 1938, in der Synagoge.

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    Engagement für Israel

    Das Schicksal der Brüder und Schwestern in Palästina, die um die Freiheit des Landes kämpften wurde von den Saarbrücker Gemeindemitgliedern von Anfang an stets mit großem Interesse und Empathie verfolgt. Bereits im Jahr 1947 wurden Spendensammlungen durchgeführt, die auch in den Folgejahren, nach der erfolgten Staatsgründung Israels, zur Unterstützung des Aufbaus des Landes und dortiger caritativer Einrichtungen fortgeführt wurden. Auch Sammelbüchsen zugunsten des Jüdischen Nationalfonds KKL e.V. waren jahrzehntelang in fast jedem Haushalt vorhanden. Der Einfluss des Saarbrücker Vorkriegsrabbiner Dr. Rülf, der seit seiner Emigration 1935 in Israel lebte und vom Sommer 1951 bis zum Sommer1952 für ein Jahr nach Saarbrücken gekommen war, um der neugegründeten Gemeinde beim Aufbau jüdischen Lebens zu helfen, hat diesbezüglich sicher auch dazu beigetragen, das bereits vorhandene Engagement für Land und Leute in Israel zu intensivieren.
    Überhaupt war das Thema Israel und seine prekäre Sicherheitslage über die Jahre immer wieder eines der Hauptthemen kultureller Veranstaltungen in der Gemeinde: Israelische Journalisten und andere hierfür kompetente Redner wurden alljährlich zu Vorträgen und Filmvorführungen über das Land und die jeweilige aktuelle Lage im arabisch-israelischen Konflikt ins Gemeindehaus eingeladen und im Nachrichtenblatt der Synagogengemeinde wurden jahrelang die Rundfunksendungen des Saarländischen Rundfunks über Israel angekündigt - ein Fernsehgerät besaßen bis in die 1970er Jahre die wenigsten Gemeindemitglieder.
    Neben der WIZO-Frauengruppe wurde 1967 ein kleiner Ortsverband der ZOD, der Zionistischen Organisation Deutschlands, und 1971 eine Ortsgruppe der ZJD, der Zionistischen Jugend Deutschlands, gegründet, die allerdings in der Folge wenig aktiv waren. Die Kinder- und Jugendalijah, eine 1933 in Berlin gegründete jüdische Wohlfahrtsorganisation, die versuchte, möglichst viele Kinder und Jugendliche in der Zeit des Nationalsozialismus aus dem Deutschen Reich vor allem nach Palästina in Sicherheit zu bringen und seit der Gründung Israels weiter bemüht ist, jüdischen Jugendlichen aus Nordafrika, Osteuropa, Lateinamerika und Äthiopien in israelischen Jugenddörfern eine neue Heimstätte zu bieten, wurde von Mitgliedern und der Gemeindeleitung oft mit Spenden bedacht, um ihre Arbeit zu unterstützen.
    Die Kantoren Barsilay und Lipschitz initiierten in ihrer Amtszeit für die Gemeindemitglieder Iwrit-Sprachkurse zur Erlernung des modernen Hebräisch.
    Seit 1951 findet jährlich eine von der Gemeinde ausgerichtete feierliche Begehung des Jahrestags der Staatsgründung Israels statt. In den ersten Jahren fielen diese Feierlichkeiten aus finanziellen Gründen bescheiden aus, ab der 60erJahre wurden diese Veranstaltungen als Höhepunkte des jährlichen Veranstaltungsprogramms der Gemeinde immer aufwändiger gestaltet und oft in Anwesenheit des jeweiligen israelischen Botschafters in der Bundesrepublik oder in seiner Vertretung eines Botschaftsrates oder Botschaftssekretärs durchgeführt.
    Die Ermordung von 11 israelischen Sportlerinnen und Sportler im Olympiadorf in München am 5. September 1972 wurde als gewaltiger Schock und als Warnung in Bezug auf die eigene Sicherheit wahrgenommen. Um eventuellen Friedhofsschändungen zuvor zu kommen ordnete die Gemeindeleitung wenige Tage später an, den Saarbrücker Friedhof, der sonst stets geöffnet war, abzuschließen und Schlüssel nur auf Anfrage auszugeben.
    Seit Ende der Siebziger Jahre wird im Rahmen des Morgengottesdienstes an jedem Schabbat und an Feiertagen ein Gebet für den Staat Israel gesprochen; seit 2015 wird es sogar feierlich gesungen.
    Selbstverständlich ist die Synagogengemeinde als Körperschaft Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft – Arbeitsgemeinschaft Saar mit welcher sie oft kooperiert.
    Dieses auch von außen wahrgenommene starke Interesse an Israel führte oft zur Verwechslung saarländischer Juden mit israelischen Staatsbürgern. Nicht selten kam es vor, dass Vorsitzenden oder anderen Vertretern der Gemeinde von einem Besuch in „Ihrer“ Heimat berichtet wurde bzw. diese auf von „Ihrem“ Präsidenten (gemeint waren die jeweiligen israelischen Staatspräsidenten) geäußerten Worte angesprochen wurden.

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    Die religiöse Ausrichtung der Gemeinde

    Die Gründerväter betrachteten die Gemeinde von Anbeginn vom religiösen Standpunkt aus als Einheitsgemeinde; d.h. dass Ritus und religiöse Gepflogenheiten sowohl der gemäßigten liberalen Reform-Tradition der saarländischen Mitglieder als auch den gemäßigt orthodoxen Mitgliedern, die aus Osteuropa stammten, Rechnung tragen sollten. Dieser Kompromiss war auch ziemlich leicht zu bewerkstelligen, da sich in puncto Frömmigkeitsgrad saarländische und osteuropäische Mitglieder der Nachkriegsgemeinde kaum unterschieden. Während der ersten zwei Jahrzehnte ihrer Existenz überwog in der Synagogengemeinde Saar eine locker-traditionelle Pflege der Religion, wenngleich dabei immer auf eine würdige Gestaltung der Gottesdienste größten Wert gelegt wurde.
    Eindeutige Indizien für die zwar nie ausdrücklich thematisierte, von der Vorkriegszeit stillschweigend übernommene gemäßigte Reformorientierung der Saarbrücker Gemeinde in ihren Anfangsjahren sind, neben der Platzierung der Bima und dem Einbau einer Orgel (die Saarbrücker Vorkriegssynagoge hatte bereits ein Harmonium), der seit Gründung der Gemeinde bestehende Konsens, keine Birkat hakohanim-Zeremonie (Priestersegen) durchzuführen, obwohl zeitweise zahlreiche Kohanim dafür in Saarbrücken zur Verfügung gestanden hätten und schließlich die Tatsache, dass über Jahrzehnte Frauen nicht nur auf der Empore, sondern auch in dem rechten Bänkeblock des Erdgeschosses, ohne Sichtschutz und auf gleicher Ebene mit den männlichen Betern, Platz nehmen konnten.

    Eine Mikwe war von den Gründungsvätern für das neue Gemeindehaus nicht vorgesehen. Eine solche war auch in der Saarbrücker Vorkriegsgemeinde zunächst nicht vorhanden, bis sie von observanten ostjüdischen Gemeindemitgliedern verlangt wurde. Da eine Mikwe in der neuen Synagogengemeinde dennoch hin und wieder benötigt wurde (z.B. zum kaschern von Geschirr, bei Aufnahmen ins Judentum, vor Hochzeiten usw.), fand man, mittels jährlicher Beteiligung an den Unterhaltskosten, ein Arrangement zur gelegentlichen Mitbenutzung der Mikwe der französischen Nachbargemeinde Saargemünd. Da die Saargemünder Mikwe in den letzten Jahren nicht mehr in Betrieb ist, verbleiben für Saarbrücker Gemeindemitglieder noch die Ritualbäder in Metz, Frankfurt oder Straßburg als mögliche Anlaufstellen.

    Eine Art Test bezüglich der eventuellen künftigen Akzeptanz des programmatischen Entwurfs des Reformjudentums in Saarbrücken wurde im Frühjahr 1967 stillschweigend den Mitgliedern von der damaligen Gemeindeleitung, Vorstandsvorsitzender war Louis Salomon, vorgeschlagen: Der charismatische, deutschstämmige Gründer der ersten jüdischen Reformgemeinde in Jerusalem, Schalom Ben-Chorin, wurde zu einem Vortrag mit anschließender Diskussion am Abend des 11. März 1967 in den Gemeindesaal eingeladen. Sein Thema lautete „Reform in Israel. Ein Beitrag zur religiösen Diskussion in Israel und der Diaspora“.

    Der Vortragsabend blieb ohne Folgen für die weitere religiöse Ausrichtung der Gemeinde. Im Gegenteil: Die seitdem aufeinander folgenden Gemeindeleitungen und die von ihnen sukzessive ausgewählten und angestellten Rabbiner und Kantoren haben, was den Ritus und die religiöse Führung des Gemeindehauses anbelangt, über die Jahre einen fast unmerklich, aber kontinuierlich fortschreitenden sanften Wandel von dem anfänglichen wenig kohärenten und eher oberflächlichen Sympathisieren mit dem Gottesdienst des Reformjudentums hin zu einer konservativeren, an der Orthodoxie orientierten religiösen Praxis bewirkt.

    Diese Entwicklung wurde zwar von den Gemeindemitgliedern für ihre individuelle Religionsausübung nicht immer vollständig und synchron übernommen, für die gemeinschaftliche öffentliche Religionspraxis in Synagoge und Gemeindehaus jedoch ohne Einschränkung einhellig akzeptiert.

    Auf Vorschlag von Kantoren und Rabbinern, die meist der osteuropäischen Tradition anhingen, wurden nach und nach Gebete eingeführt, die zuvor in Saarbrücken nicht gesprochen worden waren. Auch viele für Saarbrücken neue israelische oder östliche Melodien wurden, insbesondere für die Freitagabendliturgie und für Gebete der Feiertagsgottesdienste, eingeführt und ergänzten das bisherige Repertoire der hiesigen synagogalen Musik, die sich zuvor ausschliesslich auf Kompositionen von Sulzer, Lewandowski und Naumbourg stützte.
    Seit den 1960er Jahren wird jährlich ein zweiter Kantor für die Gestaltung der Festgottesdienste an den Hohen Feiertagen, Rosch Haschana und Jom Kippur, eingestellt.
    Seit 1964 wird an Pessach jährlich ein Gemeindeseder für die Mitglieder angeboten, wie es seit dieser Zeit in fast allen Gemeinden der Welt üblich geworden ist. Dies ermöglicht Alleinstehenden und solchen, die selbst nicht in der Lage sind, einen Familienseder auszurichten, die Mitzwa, das entsprechende religiöse Gebot auszuführen.

    Im Jahr 1964 fand die erste Bat-Mitzwa-Feier in Saarbrücken statt. Seitdem gibt es sie jährlich, sofern es Mädchen im betreffenden Alter gibt, meist als kollektive Feier im Rahmen des Schawuot-Gottesdienstes.

    Bis 1988 fanden die Gottesdienste am Schabbat und an Feiertagen mit Orgelbegleitung statt. Seit 1955 schwieg die Orgel am Jom Kippur-Tag, jedoch wurde sie noch am Vorabend für das Kol Nidrei -Gebet gespielt. Dies war eine Kompromisslösung nach einer diesbezüglichen vor den Herbstfeiertagen eingereichten Eingabe ostjüdischer Mitglieder an Vorstand und Repräsentanz, die in den Folgejahren beibehalten wurde.
    Der langjährige Organist, Joachim Krause, war nicht-jüdisch. Nach seinem Ausscheiden im Alter von 84 Jahren im Frühjahr 1988 behalf man sich vorübergehend mit wechselnden Kirchenorganisten, die in der Synagoge nur sporadisch aushalfen. Da man nach dem Weggang von Kantor Ariel Rotschild Ende 1988 keinen orthodoxen Kantor mehr gefunden hat, der bereit gewesen wäre, mit der Orgel zu amtieren, (einen konsequent liberalen Kantor wollte man definitiv nicht), wurde beschlossen, künftig auf sie zu verzichten. Die Orgel wird seither nicht mehr im Saarbrücker Synagogengottesdienst gespielt mit Ausnahme der Abendgottesdienste während des Chanukkafestes zur Begleitung des Hymnus „Maos zur“, beim jährlichen Gedenkgottesdienst zum 9. November 1938 und außerhalb von Gottesdiensten bei Hochzeiten und Konzerten.
    Vorbild und Alibi für den einstigen Saarbrücker Entwurf eines der Liturgie nach orthodoxen Gottesdienstes jedoch mit Orgelbegleitung war die Pariser „Synagogue de la Victoire“, der Sitz des orthodoxen Oberrabbinats Frankreichs. Aber auch dort ertönt inzwischen, ebenfalls bedingt durch eine Hinwendung zur Orthodoxie, die Orgel schon lange nicht mehr bei Gottesdiensten.

    Bis Ende Juli 1998 saßen beim Gottesdienst im Erdgeschoß unserer Synagoge die Männer links, die Frauen rechts (u. teilweise zusätzlich natürlich auch auf der dafür vorgesehenen Frauenempore).
    Da es keine Mechiza, keinen traditionellen Sichtschutz, gab, um die beiden Geschlechtergruppen zu trennen, waren während der Gottesdienste Blicke hinüber und herüber möglich, wovon auch gelegentlich Gebrauch gemacht wurde. Auch wurde der laute Gesang einiger wohlklingender Damenstimmen nicht nur toleriert, sondern zuweilen gar mit Komplimenten bedacht. Beides wäre in einem strikt orthodoxen Gottesdienst undenkbar gewesen.

    Als im Sommer 1998 Rabbiner Chaim Levit bewusst und absichtlich als orthodoxer Rabbiner eingestellt worden war, stellte er zur Bedingung, dass Frauen fortan ausschließlich auf der Empore Platz nehmen sollten. Diese Änderung, die der weltweit üblichen orthodoxen Norm entspricht, wurde auch nach dem Weggang von Rabbiner Levit in unserer Synagoge bis heute beibehalten.

    Auch bezüglich der Bewirtungen mit Speisen und Getränken im Gemeindehaus wird inzwischen in jeder Hinsicht auf eine absolut strikte und konsequente Einhaltung der Kaschrut, der jüdischen Speisevorschriften, geachtet. Alles, was im Gemeindehaus angeboten wird, ist entweder unter Aufsicht in der Gemeindeküche hergestellt oder, mit Koscherzertifikaten versehen, bei jüdischen Lieferanten eingekauft.

    Seit den ersten Jahren der Gemeinde wurde immer wieder angeregt, dass eine nicht-jüdische Saarbrücker Metzgerei auch koscheres Fleisch anbietet. Die wiederholten Versuche waren jedoch stets nur von kurzer Dauer, weil, mangels Interesse seitens der Kundschaft, die Rentabilität ausblieb. Inzwischen hat sich die Situation zum Besseren geändert. Um den Gemeindemitgliedern den Weg zu den nächstgelegenen Geschäften mit koscherem Warenangebot in Frankfurt, Metz oder Straßburg zu ersparen, wurde im Frühjahr 2013 im Gemeindehaus ein kleiner Koscher-Laden eingerichtet, in welchem tiefgekühltes koscheres Fleisch, koscherer Wein und zahlreiche andere Produkte angeboten werden, die unter zertifizierter rabbinischer Aufsicht hergestellt wurden.

    Der jüdische Religionsunterricht für die schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen der Gemeinde wurde bis 2000 im Gemeindehaus als außerschulischer Unterricht vom jeweiligen Kantor erteilt. Um die nachlassende Frequentierung des Religionsunterrichtes durch einen zusätzlichen Anreiz zu optimieren, wurde im Jahr 2000 von der Gemeindeleitung beim saarländischen Kultusministerium seine staatliche Anerkennung beantragt. Seitdem wird die im jüdischen Religionsunterricht erhaltene Note ins Zeugnis aufgenommen und zählt für den Notendurchschnitt.

    Die Saarbrücker Synagoge ist von Anfang an im Erdgeschoss mit einem Waschbecken für rituelles Händewaschen vor dem Betreten der Synagoge ausgestattet. Da aber das sich wöchentlich an die Schabbatgottesdienste anschließende gesellige Beisammensein mit kleiner Bewirtung und Segen über Brot und Wein (Kiddusch) sowie dem Birkat hamason, dem Nach-Tisch-Gebet, in der Regel im Gemeindesaal des zweiten Obergeschosses stattfindet und dort außer an den Toilettenwaschbecken keine Gelegenheit zum rituellen Händewaschen vor dem Segensspruch über Brot bestand, wurde 2010 eine würdigere Lösung durch die Anschaffung eines ansprechend gestalteten Naturstein-Waschbeckens, das im Korridorbereich außerhalb der Toiletten vor dem Gemeindesaal seinen Platz fand, geschaffen.

    Im Jahr 2012 trat die Gemeinde auf Vorschlag des Vorsitzenden, Richard Bermann, dem 2011 gegründeten „Bund traditioneller Juden“ bei, der sich die Förderung des traditionellen Judentums in Deutschland zum Ziel gesetzt hat.

    Seit 2013 wird die Chanukkia in der Synagoge mit flüssigem Brennstoff gespeist, statt wie bisher mit Kerzen bestückt. Beide Möglichkeiten waren von Anfang an alternativ von der Goldschmiedin Alice Bloch vorgesehen.

    Kantoren und Rabbiner

    Rabbiner oder Kantoren sind geistige Führer einer jüdischen Gemeinde, jedoch nicht ihre Leiter; sie sind vom Gemeinderat und vom Vorstand angestellte Bedienstete wie z.B. ihre Kollegen aus der Verwaltung und wie diese dem Vorstand als Arbeitgeber unterstellt.

    Seit Gründung der Gemeinde und bis heute fungierten folgende Rabbiner und Kantoren in unserer Gemeinde:
    Walter Kasel vom 01.11.1948 bis 30.11.1964 Kantor, Religionslehrer und Seelsorger (Anfangs auch Leiter des Gemeindebüros).

    Dr. Shlomo Rülf, der Vorkriegsrabbiner der Saarbrücker Gemeinde, als Rabbiner für ein Jahr vom Sommer 1951 bis zum Sommer 1952.

    Benjamin Z. Barslay, Kantor von 01.04.1965 bis September 1969 

    Vom Herbst 1969 bis 1982 Chaim Lipschitz, Kantor.

    Vom 07.06.1981 bis 31.12.1988 Kantor Ariel Rothschild.

    Vom 31.04.1989 bis 30.05.1989 Kantor Baruch Adler

    Vom Herbst 1989 bis Dezember 1989 Kantor David Polnauer

    Vom 01.02.1990 bis 31.01.1992 Kantor Abraham Markus Padaver

    Vom 01.05.1992 bis 31.07.1992 Kantor Haim Zvi Lider

    Vom 15.02.1993 bis 14.02.1995 Kantor Benzion Gal-Er

    Vom 01.06.1995 bis 31. 07.1997 Kantor Zvi Lider

    Vom 01.09.1997 bis 31.07.1998 ständige Wochenendvertretung: Baal Tefila Jacov Nitzky (Antwerpen)

    Vom 01.08.1998 bis Mitte Juni 2004 Rabb. i. R. Chaim Levit als Kantor und Rabbiner

    Von Februar 2006 bis heute Benjamin Chait, Kantor (seit Herbst 2015 auch mit dem Religionsunterricht betraut).

    Bis in die 80er Jahre gab es unter den Gemeindemitgliedern Männer, die aufgrund ihrer religiösen Vorbildung in der Lage waren, bei einem Gottesdienst an Wochentagen vorzubeten. Jules Borg, Ludwig Lipsker und Herrmann Wainstock taten dies oft ehrenamtlich und nicht nur anlässlich ihrer Jahrzeiten. Später musste bei Fehlen eines Kantors (Vakanz, Urlaub, Krankheit) auf honorierte auswärtige Vertretungen zurückgegriffen werden.

    Von 01.1989 bis 31.01.1990 war die Saarbrücker Kantorenstelle vakant und man behalf sich mit Wochenendvertretungen: Für die Schabbat- und Feiertagsgottesdienste Oberkantor Bernard Wolf i. R. (Thionville); Während der Woche für Beerdigungen oder Jahrzeitgottesdienste Claude Rosenfeld (St. Avold) und Gérald Rosenfeld (Thionville). Weitere Kantorvertretungen waren Daniel Wertenschlag (Metz), Louis Lévy (seiner Zeit Straßburg, heute Israel) und Jonathan Blum (Straßburg). Als Interimsvertretung für Schabbatgottesdienste und an Feiertagen in der Zeit von 2004 bis 2005 amtierte Paul Joseph Fenton, Prof. f. jüdische Geschichte an der Pariser Sorbonne-Universität.

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